Erkenntnisse aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2022 zu den psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz
Die Schweizerische Gesundheitsbefragung 2022 liefert wertvolle Einblicke in die psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz. Die Ergebnisse beleuchten Veränderungen in verschiedenen Bereichen der Arbeitsbelastung und zeigen auf, wo sich das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden verbessert hat und wo weiterhin Herausforderungen bestehen.
Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen
Eine signifikante Verbesserung zeigt sich in der Möglichkeit, Pausen flexibel gestalten zu können. Im Jahr 2022 gaben 59.7% der Befragten an, dass sie ihre Pausen selbst bestimmen können, was eine Verbesserung im Vergleich zu 56.7% im Jahr 2017 darstellt. Allerdings fällt auf, dass Frauen deutlich weniger Freiraum bei der Pausengestaltung haben als Männer (53.6% vs. 65.2%). Dies weist auf geschlechtsspezifische Unterschiede hin, die nach wie vor bestehen.
Ein weiterer positiver Aspekt ist die Reduzierung des empfundenen Zeitdrucks bei der Arbeit. Der Anteil der Beschäftigten, die sich beeilen müssen, um ihre Aufgaben zu erledigen, sank von 39% auf 35.6%. Dies deutet auf eine leichte Entlastung in der Arbeitsorganisation und einem daraus resultierenden besseren Zeitmanagement hin.
Gleichbleibende Belastungen
Trotz dieser Verbesserungen bleiben viele psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz konstant bestehen. So gaben 49.2% der Befragten an, dass sie zu viele Dinge gleichzeitig bedenken müssen – ein Wert, der fast identisch mit den 49.8% aus der letzten Erhebung ist. Auch das allgemeine Stressempfinden bleibt nahezu unverändert. 22.9% der Befragten berichteten meistens oder immer von Stress bei der Arbeit, verglichen mit 21.2% im Jahr 2017. Besonders Frauen sind jedoch stärker betroffen und geben häufiger an, unter Stress zu stehen (24.9% vs. 21.6% bei Männern). Ein weiterer stabiler Belastungsfaktor betrifft die emotionalen Anforderungen: 18.2% der Arbeitnehmenden müssen bei der Arbeit ihre Gefühle verbergen, ein leichter Rückgang gegenüber 2017 (19.4%). Auch hier sind Frauen überdurchschnittlich betroffen (20.1% vs. 16.4% bei Männern).
Besonders auffällig ist der Geschlechtereffekt bei der zunehmenden emotionalen Erschöpfung bei Frauen. Der Anteil der Frauen, die angeben, bei der Arbeit emotional verbraucht zu sein, ist gestiegen (von 20.7% auf 24.7%), während dieser Wert bei den Männern vergleichsweise stabil bleibt (19.2% in 2022; 19.6% in 2027). Die „Schere“ zwischen den Geschlechtern in Bezug auf emotionale Belastungen am Arbeitsplatz geht damit weiter auseinander und deutet darauf hin, dass Frauen im Arbeitsalltag stärkeren psychosozialen Druck erleben.
Wertekonflikte und Unterstützung durch Vorgesetzte
Interessant ist, dass 21.4% der Befragten häufig oder immer Aufgaben verrichten, die ihren persönlichen Werten widersprechen, wobei Männer hiervon stärker betroffen sind als Frauen (23.1% vs. 19.5 %). Geografisch betrachtet zeigt sich, dass diese Belastung insbesondere in der Deutschschweiz höher ist (26.8%), während sie in der Westschweiz (6.2%) und im Tessin (6.9%) deutlich geringer ausfällt. Die Unterstützung durch Vorgesetzte bleibt ebenfalls auf einem ähnlichen Niveau wie 2017. 8% der Arbeitnehmenden gaben an, selten oder nie Unterstützung zu erhalten (gegenüber 8.9% im Jahr 2017).
Fazit
Die Ergebnisse der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2022 verdeutlichen, dass sich einige Aspekte der psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz verbessert haben, insbesondere im Hinblick auf flexible Pausen und reduzierten Zeitdruck. Dennoch bestehen nach wie vor erhebliche Herausforderungen. Die konstanten Stresslevel sowie die teilweise steigenden Belastungen vor allem von Frauen deuten auf dringenden Handlungsbedarf hin. Die gute Nachricht dabei ist: Sie können etwas dagegen tun! Sei es über die Implementierung eines systematischen BGMs, Führungsschulungen zu gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen oder mit Workshops für Ihre Mitarbeitenden zum Umgang mit psychosozialen Risiken. Wir beraten Sie gerne, wo Sie den Hebel in Ihrem Betrieb am besten ansetzen können.
- PSR