Zwangshaltungen & repetitive Tätigkeiten
Zwangshaltungen und repetitive Tätigkeiten sind wesentliche Ursachen für Beschwerden am Bewegungsapparat. Sie kommen in der Produktion und Logistik aber auch am PC-Arbeitsplatz vor.
Zwangshaltungen
Bei Zwangshaltungen sind die Muskeln über längere Zeit praktisch ohne Bewegung angespannt. Die Muskulatur wird dabei weniger gut durchblutet. Dies kann zu Beschwerden führen in praktisch allen Körperteilen (Rücken, Nacken, Arme, Schultern, Beine). Typische Zwangshaltungen sind z.B. längere Vorneigung oder Verdrehung des Oberkörpers, Arbeiten über dem Kopf, im Knien oder in der Hocke aber auch langes Stehen am Ort.
Repetitive Arbeiten
Repetitive Arbeiten sind Tätigkeiten, bei denen über längere Zeit immer die gleichen Hand- und Armbewegungen gemacht werden. Folgende Bedingungen erhöhen das Risiko für Beschwerden:
- Immer gleiche Bewegungen
- Lange Dauer der Tätigkeit
- Sehr schnelles Arbeiten
- Grosse Haltekräfte
- Stark angewinkelte Gelenke
Abhilfe
Arbeitsplatz ergonomisch einrichten
Richten Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz ein:
- Arbeitshöhe anpassen
- Häufig zu erreichende Objekte möglichst direkt vor dem Körper platzieren
Die Einrichtungszeit ist keine verlorene Zeit, durch eine mühelosere Arbeit wird sie mehr als wett gemacht.
Regelmässiger Wechsel der Tätigkeiten
Mit abwechslungsreichen Haltungen und Bewegungen werden unterschiedliche Körperstrukturen (Muskeln, Sehen, Bänder, Gelenke) belastet und können sich dazwischen erholen.
- Wechsel der Tätigkeiten mit möglichst unterschiedlichen Haltungen und Bewegungen
- Wechsel zwischen stehender, gehender und sitzender Arbeit
Entlastung
Bei repetitiven Arbeiten ist es wichtig, möglichst locker, in einem angemessenen Arbeitstempo zu arbeiten.
- Möglichst neutrale Gelenkstellungen in Handgelenken, Ellbogen, Schultern
- Handkräfte minimieren
Genügend Pausen
Pausen ermöglichen es dem Körper, sich zu erholen und zu regenerieren.
- Mehrere kurze Pausen sind besser als wenig Pausen mit der insgesamt gleichen Pausendauer
- Bei repetitiven Tätigkeiten Phasen einlegen, in denen Hände und Arme nicht stark beansprucht werden
Dehnübungen für den Alltag
it gezielten Dehnübungen können Sie die Muskulatur und die Faszien entlasten.
- Hände auf die Oberschenkel legen
- Mit den Händen an den Oberschenkeln herunter gleiten, während sich der Rumpf nach unten bewegt
- Nacken entspannen und Kopf hängen lassen
- Tief einatmen und Rücken entspannen. Jede Dehnung für 15-30 Sek. halten
- Bei Schmerzen aufhören
- Vor einer Wand oder einem Türrahmen linken Arm in Schulterhöhe ausstrecken und Handfläche vollständig auf die Oberfläche legen
- Langsam ganzen Körper zur Seite drehen und in gleiche Richtung schauen, Dehnung für 15-30 Sek. halten
- Seite wechseln, bei Schmerzen aufhören
- Finger verschränken und beide Arme so weit wie bequem möglich ausstrecken
- Beim Dehnen tief in den oberen Teil der Brust einatmen
- Jede Dehnung für 15-30 Sek. halten
- Bei Schmerzen aufhören
Arbeitsplatz-Check körperliche Belastungen
Wenn man bemerkt, dass in Zwangshaltungen gearbeitet und repetitive Tätigkeiten ausgeführt werden, dann ist der Arbeitsplatz-Check ein einfaches und verständliches Hilfsmittel, die körperlichen Belastungen an den entsprechenden Arbeitsplätzen zu beurteilen. Die Mitarbeitenden werden bei der Arbeit am Arbeitsplatz beobachtet und befragt. Die beobachtende Person benötigt keine besonderen Fachkenntnisse.
Folgende Merkmale werden geprüft:
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Zwangshaltungen
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Beugung des Oberkörpers
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Blickrichtung zum Ort der Sehaufgabe
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Ort der Handaktivität
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Hüfte und Beine
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Repetitive Tätigkeiten
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Handaktivität
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Stellung des Handgelenkes
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Handgriffe
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Körperliche Anstrengungen
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Empfundener Kraftaufwand
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Umgang mit Lasten
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Umgebungsfaktoren und weitere Beeinträchtigungen
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Licht
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Lärm
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Klima
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Staub, Dämpfe, Gerüche
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Etc.
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Am Ende werden die Ergebnisse zusammengefasst und ausgewertet. Werden gesundheitsgefährdende Fehlbelastungen während längerer Zeit festgestellt, soll eine vertiefte Arbeitsplatzanalyse durch eine entsprechende Fachkraft vorgenommen werden.
Nutzen Sie dieses Tool, um präventiv Lücken im Betrieb festzustellen, bevor Mitarbeitende erkranken. Selbstverständlich gibt es noch weitere Hilfsmittel.
Beispiel
Ein Mitarbeiter in einem Handelsbetrieb im offenen Lager rüstet während ca. 6 Std. am Tag Gegenstände von Hand. Er muss sich zwischendurch stark vorbeugen (< 2 h, gelb). Die Sehaufgabe erfordert keine extremen Kopfhaltungen (grün). Der Ort der Handaktivität ist teilweise körperfern (< 2 h, gelb), aber die Bewegungsabläufe wiederholen sich mit tiefer Frequenz (grün) und weder die Handgelenkstellungen oder die Greifarten sind sehr belastend (grün). Es besteht Abwechslung zwischen Stehen, Sitzen und Gehen (grün). Der Mitarbeiter empfindet den Kraftaufwand als gering bis mässig (grün). Weniger als 5 Mal in der Stunde werden Gegenstände mit mehr als 12 kg gehandhabt (grün). Dies ergibt ohne weitere Beeinträchtigungen insgesamt zwei gelbe Beurteilungen. Die Auswertung ergibt somit keinen zwingenden Handlungsbedarf (ausser bei Verdachtshinweisen wie z.B. erhöhte Arbeitsausfälle). Käme eine weitere gelbe Beurteilung dazu, z.B. grosser Lärm (< 2 h), oder wäre eine der Einzelbeurteilungen rot, dann sollte der Arbeitsplatz vertieft durch eine Fachkraft, z.B. einem Ergonomen, analysiert werden.
Quellen
Arbeitsplatz-Check körperliche Belastungen, Suva Bestellnummer: 66128.D
Anleitung Arbeitsplatz-Check körperliche Belastungen, Suva Bestellnummer: 66128_1.D