Lungenfunktionsverminderung bei Reinigungsarbeiten
Eine aktuelle Studie mit dem Originaltitel ‘Cleaning at home and at work in relation to lung func-tion decline and airway obtruction’ aus dem ‘American Journal of respiratory and critical care medicine’ befasst sich mit der epidemiologischen Auswertung von medizinischen Daten zur Lungengesundheit von Reinigungskräften. Sie wurde über einen Zeitraum von 1992 bis 2012 in verschiedenen europäischen Ländern durchgeführt, u.a. auch in der Schweiz.
Von Schweizer Seite beteiligt war die renommierte Epidemiologin Nicole Probst von der Universität Basel. Insgesamt waren 6235 Personen in die Untersuchung eingeschlossen, die im Zufallsverfahren in der Allgemeinbevölkerung ausgewählt wurden. Die Erhebungen wurden insgesamt dreimal gemacht und beinhalteten u.a. eine Befragung, eine Lungenfunktions-messung und die Erfassung von anthropometrischen Daten (z.B. Grösse, Gewicht).
Die untersuchten Personen wurden insbesondere gefragt, ob sie zu Hause und/oder beruflich Reinigungsarbeiten durchführten. Die Gruppierung erfolgte dann in den Kategorien: keine Rei-nigungsarbeiten‘, ‚ ≥ 1x/Woche Reinigung mit Spray‘, ‚ ≥ 1x/Woche Reinigung mit anderen Rei-nigungsprodukten‘. Um weitere Einflussfaktoren auf die Lungenfunktion zu erkennen, wurde auch nach dem Rauchen gefragt. Ebenso wurde mit Fragen zur Ausbildung näherungsweise in Erfahrung gebracht, welchem ‚sozioökonomischen Status‘ die Personen zuzuordnen sind.
Die Befunde der Datenanalyse zeigen, dass bei Frauen – aber nicht bei Männern – mit Reini-gungstätigkeiten sich die Lungenfunktion (gemessen als gesamtes geblasenes Lungenvolumen und das Lungenvolumen, das in der ersten Sekunde ausgeblasen werden konnte) sich über die Zeit deutlich verminderte, und zwar in einer Grössenordnung, die auch bei starken Rauchern zu beobachten ist.
Die Studie wurde nach den Regeln der epidemiologischen Forschung durchgeführt und liefert somit einen wertvollen Beitrag zur Frage der gesundheitlichen Auswirkung von Reinigungstätig-keiten.
Auf Grund des wahrscheinlichen Auftretens von Lungenfolgeschäden bei Einsatz von Reini-gungsmitteln zeigt sich insbesondere für das Reinigungsgewerbe, dass dem Thema Arbeitssi-cherheit und Gesundheitsschutz eine grosse Bedeutung zukommt. Zur Vermeidung arbeitsbe-dingter gesundheitlicher Schädigungen sollte dem/der Nutzer/in bewusst sein, dass viele Reini-gungsmittel eine Reizwirkung auf die Schleimhäute der Atemwege haben. Zudem gibt es solche, die zusätzlich eine Sensibilisierung bewirken und damit zur Entwicklung eines Asthmas beitragen können (so zum Beispiel quaternäre Ammoniumverbindungen, die in alkalischen Reinigern vorkommen).
Bei der Verwendung von Reinigungsmitteln ist für eine gute Lüftung zu sorgen. Auf das Sprühen sollte, wegen der Feinvernebelung und der guten Lungengängigkeit, nach Möglichkeit verzichtet werden. Besser ist das Auftragen des Reinigungsmittels per Tuch auf die zu reinigende Fläche. Das Tragen einer geeigneten Schutzmaske wird empfohlen, wenn stark riechende bzw. ‚stechende‘ Mittel eingesetzt werden oder entsprechende Anforderungen im Sicherheitsdaten-blatt bestehen. Zudem ist immer zu prüfen, ob auch ohne Reinigungsmittel (also z.B. nur mit Wasser und Mikrofasertücher) die gewünschte Reinigungsqualität erreicht werden kann.
Auf das Einhalten der Herstellerempfehlungen und das Beachten der Sicherheitsdatenblätter, inklusive korrekter Verdünnungen und Temperaturen der angemischten Reinigungsmittel sei hier besonders hingewiesen. Idealerweise liegt für die betroffenen Arbeiten eine Betriebsanweisung vor.