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Seelische Nothilfe

Im Betrieb hat sich ein schwerer Unfall ereignet. Die Alarmierung hat funktioniert. Der Schwerverletzte ist mit der Ambulanz unterwegs zum Spital. Wie geht es jetzt weiter? Wer kümmert sich um die unverletzt gebliebenen Betroffenen?

Belastungsreaktionen

Für die meisten Menschen ist es sehr belastend, wenn sie einen schweren Unfall miterleben. Fast immer reagieren die Betroffenen auf ein solches Ereignis mit Hilflosigkeit, Erschrecken und Verunsicherung. Mit diesen Symptomen verbunden sind oft körperliche und psychische Veränderungen, wie beispielsweise Schlafstörungen, Albträume und erhöhte Nervosität. Eine solche Reaktion nennt man eine „akute Belastungsreaktion“. Sie ist völlig normal, keine Störung und von vorübergehender Natur. Sie beginnt normalerweise mit dem Erleben der belastenden Situation, dauert Stunden bis Tage, in seltenen Fällen Wochen, und klingt in der Regel innerhalb von vier bis acht Wochen wieder ab. Die Anzeichen unterscheiden sich in der Akutphase (Anfangsphase) und in der Verarbeitungsphase (nach Stunden bis Tagen).

Typische Anzeichen in der Akutphase sind:

  • ein Gefühl der „Betäubung“
  • das Gefühl, alles durch einen Filter wahrzunehmen, nicht sich selbst zu sein
  • Erstarrung oder Rückzug
  • teilweise Gedächtnisverlust oder Verwirrtheit
  • emotionale Schwankungen: Wechsel zwischen Trauer, Wut und Teilnahmslosigkeit
  • Herzrasen, Atemnot, Schweissausbrüche, Zittern, Kältegefühl, Übelkeit, Magenschmerzen

In der nachfolgenden Verarbeitungsphase verändern sich die Beschwerden. In dieser Phase steht die gedankliche Beschäftigung mit dem Erlebten im Vordergrund. Die Erfahrungen müssen eingeordnet und bewertet werden, bevor sie als Ereignis in der Vergangenheit gespeichert werden können.

Typische Anzeichen in der Verarbeitungsphase sind:

  • Wiedererleben des Unfalls in Form von Albträumen oder sich aufdrängenden Erinnerungen
  • Vermeidungsverhalten: Tendenz, Erinnerungen an das Erlebte zu vermeiden; Orte zu meiden, die im Zusammenhang mit dem Unfall stehen
  • eingeschränkte Empfindungsfähigkeit; bedrückte, lustlose Stimmung
  • Nervosität, Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit oder Reizbarkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Schuldgefühle (z.B. zu wenig aufgepasst zu haben)
  • sozialer Rückzug (verändertes Verhalten gegenüber Arbeitskollegen, Freunden, in der Familie)
  • Essstörungen

Wenn die beschriebenen Symptome nach vier bis acht Wochen das psychische Befinden immer noch erheblich beeinflussen, ist die Betreuung durch eine psychologisch geschulte Fachperson nötig.

Adressen von Anbietern psychologischer Nothilfe sind erhältlich bei:

  • Sanität, Polizei, Feuerwehr oder Care-Team (Vermittlung einer Fachperson)
  • Nationales Netzwerk Psychologische Nothilfe (NNPN): Unter dem Link www.nnpn.ch (Dokumente/Download, Flyer-Empfehlungen…) stehen „Empfehlungen für den Umgang mit belastenden Ereignissen“ in 16 Sprachen zur Verfügung. Der Flyer enthält hilfreiche Informationen für Betroffene und Angehörige.

Quellen: